Wetterprognose

Waltrauds und Andys Marokkoreise 2009 PDF Drucken E-Mail
Sonntag, 22. Februar 2009

Kurzbericht Marokko 2009 (Waltraud & Andy)
mehr unter mountainbike-expedition-team.de/Marokko/marokko.html


24.1.2009
Flug ab Frankfurt/Hahn, Schneegestöber beim Abflug. Mit einer Stunde Verspätung landen wir in Marrakesch. Geldtausch gleich im Airport-Gebäude. Es ist bewölkt, regnet aber nicht. Wir radeln in die Stadt, irren ein wenig in der "Neustadt" umher, bis wir einen Lebensmittelladen finden und uns mit dem wichtigsten Proviant eindecken. Anschließend holen wir noch etwas Geld an einem Automaten. Geraten dann fälschlicherweise auf die N8 nach Westen aus der Stadt, was aber sein Gutes hat, da wir dabei am Stadtrand noch einen riesigen Metro-Supermarkt entdecken und dort noch einiges einkaufen. Mittlerweile ist es schon früher Nachmittag, als wir endlich auf der N9 in Richtung Ait Ourir radeln. Mit 17°C ist es uns entschieden zu warm und der viele Verkehr und die doch eher trostlos aussehende Landschaft begeistern uns noch nicht wirklich. In Ait Ourir trinken wir erstmal eine Cola und holen bei der Gelegenheit auch etwas Wasser für den Abend. Langsam entspannen wir uns und beschließen hinter dem Dorf irgendwo einen Zeltplatz zu suchen. Es ist nicht einfach, aber schließlich finden wir einen geeigneten Seitenweg, der uns ans Ufer des Qued Rdat bringt, wo wir zwischen den Tamariskenbüschen am Flussufer zelten.



25.1.2009
Geplant ist heute, über den Tizi-N-Tichka zu radeln. Es geht zügig bergauf, wir kommen gut voran. Immer wieder amüsieren wir uns über die Mineralien- und Fossilienhändler, die ihre Ware entlang der Straße präsentieren. Besonders die vielen Fälschungen regen zum Schmunzeln an. Als wir Ait Barka erreichen und über den kleinen 1470m-Pass fahren, beginnt es zu regnen. Noch sehen wir es gelassen und freuen uns über die tolle Stimmung mit Regenbogen. So radeln wir bis kurz hinter Taddat. Die Wolken sind nicht kontinuierlich dunkel, immer wieder reißt es auf. Wir beschließen den letzten Anstieg zum Pass auf den nächsten Tag zu verschieben, vor allem weil wir hoffen, dann gutes Wetter zu haben. So übernachten wir in einem kleinen Kiefernwäldchen hinter Taddat.


26.1.2009
Es regnet und schneit nicht. Aber unsere Hoffnung, dass sich die Wolken verziehen würden, hat sich nicht erfüllt. Es bleibt neblig trüb. Auf den letzten 200 Höhenmetern ist die Straße auch gut eingeschneit, ein Schneepflug arbeitet sich auf der Straße hoch und auf der Passhöhe fegt ein eisiger Wind. Nach einem heißen Minztee auf der Passhöhe (2260m) machen wir uns an die Abfahrt. Nach etwa 2 Kilometern sind wir im sonnigen, warmen und wolkenlosen Wetter der Südseite des hohen Atlas. Mit Rückenwind (teilweise eher Sturm) rasen wir bergab bis Amerzgane, von dort auf der N10 bis hinter Ait-Bou-Ktir. Die Aussicht zurück auf den Hohen Atlas ist toll, immer wieder erfreuen wir uns an dem Blick von der jetzt wüstenhaften Landschaft auf die Schneeberge. Wir finden einen Zeltplatz etwas abseits der Straße in einer Senke. Die Nacht wird mit -5°C sehr kalt, der im Vorzelt liegende Wassersack enthält morgens einige Eisklumpen.


27.1.2009
Wir beschließen, den schnellsten und kürzesten Weg nach Foum Zguid zu nehmen, über den Tizi-N-Bachkoun nach Tazenakht, dann auf die R108. Kleiner Pass Tizi-N-Taguergoust und Tizi-N-Timlaine, dann auf die R111 in Richtung Foum-Zguid. Die Wüstenlandschaft weckt die Vorfreude auf die Piste, das wellige Terrain ist auf der Teerstraße gut zu fahren, es ist ein gemütlicher Radeltag. In Zaouit-Sidi-Blal werden wir zum Tee eingeladen, mangels unserer Französischkenntnisse ist die Unterhaltung jedoch etwas mühsam. Das Angebot, über Nacht zu bleiben, nehmen wir nicht an, zu sehr hatten wir uns im Vorfeld schon auf einen Zeltplatz unter Palmen gefreut. Camp im Palmenhain hinter Talete. Wir freuen uns über den schön versteckt gelegenen Platz mit dem letzen Rest and Abendsonne – einziger Nachteil der Palmen: die spitzen Blätter pieksen ein Loch in Andys Isomatte, was natürlich erst morgens bemerkt wird. Morgens wird das Loch in einem kleinen Tümpel schnell gefunden.


28.1.2009
Wir verlassen die hügelige Region, es wird flach und nun sehen wir vor allem Steinwüste. Die Luft ist dunstig, wir können nicht besonders weit sehen. In Foum Zguid kaufen wir auf dem Markt noch einmal etwas frisches Gemüse ein und ich fülle meine Packtasche voll mit Orangen (zwei Orangen pro Person pro Tag!), und wir stärken uns noch mit einer Cola und vervollständigen unsere Wüstenausrüstung um jeweils einen blauen Turban (so nach dem Motto "kucken kost' nix"…). Am frühen Nachmittag Einstieg in die Piste nach Osten. Es ist warm, viel zu warm für uns! Als wir außer Sichtweite der Straße sind ist erstmal "ausziehen" angesagt. Die warmen Klamotten verschwinden jetzt nach unten in den Packtaschen. Die Piste beginnt sehr steinig, nur holpriges, langsames Fahren ist möglich. Dennoch freuen wir uns, jetzt hier in der Wüste die Ruhe genießen zu können und mit der Piste allein zu sein. Steinwüste rechts und links, unterbrochen nur durch einzelne Akazien und in der Ferne blicken wir auf hohe Tafelberge. Es macht Spaß hier zu sein! Besonders faszinierend finde ich es, wie die Piste angelegt ist: Noch zu Zeiten des französischen Protektorats hat man hat in regelmäßigen Abständen Steinmännchen beiderseits der Piste gebaut und teilweise die Piste durch eine Steinlinie abgegrenzt. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen unter welchen Bedingungen beim Bau solcher Pisten eingesetzt und verschlissen wurden... Wir Übernachten in der Steinwüste mit Blick auf Tafelberge im Südwesten. Der Mond erscheint als ganz dünne Sichel und wandert vor der hellen Venus im Sudwesten dem Horizont zu. Es ist ein lauwarmer Abend, wir kochen und essen (wie meistens auf dieser Reise) im Freien.



29.1.2009
Vormittags noch einmal die Faszination der Steinwüste und dieser gebauten Piste. Schwarze Steine, soweit man blicken kann, in der Ferne wieder Tafelberge. Die Piste zieht sich als breites, helles Band durch die Landschaft. Wir kommen in einer Senke an einem Brunnen, sind etwas überrascht, da dieser nicht in den alten französischen Karten eingezeichnet ist. Wir probieren das Wasser – es ist kühl und schmeckt gut und wir füllen unsere Trinkflaschen auf. Gegen mittags erreichen wir das Fort, wo zwei Soldaten ihren einsamen Dienst schieben. Die sind froh über die Abwechslung und treiben Scherze mit uns. Wir müssen uns in ein Buch eintragen, dort sehen wir, daß Paule ziemlich genau zwei Tage vor uns hier lang radelte. Über eine trockene Lehmpfanne eines Ausläufers des Lac Iriki können wir endlich wieder etwas Geschwindigkeit aufnehmen und erreichen das Dorf Zaouia-Sidi-Abd-en-Nebi. Dort holen wir Wasser für den Abend und radeln am Rand des Berglandes weiter. Die Piste ist jetzt nicht mehr ganz so grobsteinig, so daß wir ganz passabel vorankommen. Etwas später (ca. 15 km nach dem Dorf) ist eine Zelt-Ansiedlung von Nomaden. Omar, der Lehrer der Nomadenschule, lädt uns in sein Zelt ein, es gibt eine große Portion Kuskus mit Gemüse. Omar spricht ganz gut Englisch, so daß wir uns unterhalten können. Lagerfeuerromantik mit Gesang und Gitarre, schöne einsichten in die Lebensweise der Nomaden und deren Sorgen. Wir bleiben dort über Nacht und schlafen in einem unbenutzten Nomadenzelt.



30.1.2009
Im frühen Morgenlicht radeln wir weiter nach Osten, die Piste ist jetzt gut zu befahren, wenn auch das Terrain am Rand des Gebirges etwas welliger ist als noch am Vortag. Der Westwind, der in den letzten Tagen immer erst ab Mittag spürbar wurde, schiebt uns schon ab 10 Uhr morgens, so dass wir sicher sind, M'Hamid bereits am Abend zu erreichen. Dennoch tanken wir an der heiligen Quelle Abd-er-Rahmane noch einmal genug Wasser, um auch übernachten zu können. Als wir auf der Piste weg vom Gebirge und weiter nach Südosten fahren, bemerken wir, dass der Wind schon zum Sturm angewachsen ist, den wir jetzt schräg von der Seite haben. Wir fahren weiter und sind nach wie vor optimistisch, abends in M'Hamid zu sein. Als wir das Qued Draa erreichen, weht der Sand schon ganz kräftig über den Boden. Die alten, knorrigen Tamarisken sind im Dunst kaum zu erkennen. Ich finde es extrem schade, hier jetzt einfach so durchzufahren. Nach kurzer Beratung ist die Strategie klar: M'Hamid kann uns mal, wir wollen in dieser tollen Landschaft bleiben und hoffen, dass wir morgen früh bei Windstille Gelegenheit haben, die alten Tamarisken anzuschauen, und auch die Dünen besser zu sehen. Wir suchen uns also ein möglichst dichtes Tamariskengebüsch, wo es einigermaßen windstill ist. Wir finden einen geeigneten Platz und genießen unser Abendessen mit Blick auf die treibenden Sandschwaden im Qued Draa. Nachts legt sich der Wind.



31.1.2009
Wir lassen uns Zeit beim Abbau des Lagers und freuen uns, daß wir entschieden hatten, hier zu nächtigen. Die knorrigen Tamarisken sind tolle Fotoobjekte, jeder der alten Bäume steht wie eine Insel in einer Sanddüne. Auf den lehmigen Abschnitten dazwischen kann man sehr gut radeln. Die letzten 5 km bis M'Hamid sind dann aber noch einmal sehr sandig, und als wir mehr und mehr schieben müssen, sind wir verdammt froh, dass wir hier nicht während des gestrigen Sandsturms entlang mussten. M'Hamid ist uns gerade gut genug, Brot und neue Orange zu kaufen, dann radeln wir auf der N9 weiter in Richtung Zagora. Übernachten vor Tamegroute in einer Bodensenke neben der Straße, nicht besonders toller Zeltplatz.



1.2.2009
Wir hatten eigentlich vor, auf der Piste östlich des Draatals zu fahren. Omar, der Lehrer der Nomadenschule, hatte uns diese Piste als Alternative zur N9 empfohlen, und ich hatte mir die sowieso schon mal mit Blick auf die Landkarte rausgesucht. Zuerst sind wir voll begeistert, der Weg windet sich durch Palmenplantagen, das frische Grün der Felder unter den Palmen leuchtet in der Sonne, die Lehmpiste ist gut zu fahren, und die Temperaturen hier im Schatten sind angenehm. Wir kommen durch verwinkelte Dörfer, wo uns die Kinder schreiend hinterher rennen (allerdings etwas nervig). Dann aber frischt der Wind wieder auf, schnell merken wir, dass wir auf der Piste hier die volle Ladung an losem Sand abbekommen, die im Draatal aufgewirbelt wird. Wir beschließen, auf die N9 zu flüchten, die etwas oberhalb am Hang des Draatals entlanggeht. Gegen den Wind, die Augen trotz Brille voll Sand, nehmen wir die nächst mögliche Abzweigung der Lehmpiste nach Westen. Dabei müssen wir auch erst mal nach einer Brücke suchen, denn es ist sehr viel Wasser im Fluss. Auf der anderen Flussseite geht es noch mal durch ein extrem verwinkeltes Dorf. Wir fühlen uns wie in einem aussichtslosen Labyrinth. Am Dorfbrunnen nehmen wir noch Wasser mit, dann erreichen wir endlich wieder die Asphaltstraße. Wir blicken hinab ins Draatal und sehen den Sandsturms, der dort über die Palmenhaine jagt. Wir kämpfen uns gegen böigen Seitenwind nach Norden bis kurz vor die Abzweigung der R108. Übernachtung unter Tamarisken und Palmen, nachts legt sich der Wind wieder einmal.



2.2.2009
Mit Rückenwind radeln wir nach N’kob. am späten Vormittag sind wir da. Gerade als wir ins Dorf einfahren, peitscht der Wind durchs Städtchen und bringt eine ordentliche Ladung Sand und Staub mit. Wir flüchten erstmal in ein Café, und überhaupt erweckt der Ort den Eindruck, als ob sich die Menschen hier auf ein größeres und längeres Unwetter vorbereiten. Fensterläden werden zugeklappt, Tische und Stühle zusammengestapelt und Markisen gesichert... Wir beobachten die Straße mit den vorbeitreibenden Sandböen und überlegen hin und her. Hier übernachten (*keine Begeisterung*); mit Rückenwind weiter nach Osten (*noch mehr Asphaltstraße, auch keine Begeisterung*); Sturm abwarten und wie geplant weiterfahren (*so wird's gemacht*). Wir entschließen uns dann für die Piste über den Jebel Saghro, einen nördlichen Ausläufer des Anti-Atlas. Tatsächlich scheint der Wind gegen Nachmittag etwas abzuflauen. Wir fahren also in die Piste ein und schaffen noch ca. 25 km, die ersten 10 km allerdings sehr windexponiert, und wir das ein oder andere mal das Gefühl hatten, von der Piste geweht zu werden. Die Piste führt von N’kob zunächst durch Steinwüste über einen Bergrücken (welliges Terrain), dann gibt es eine kurze, steile Abfahrt in eine enge Schlucht. Dort ist es nahezu windstill und wie in einer idyllischen, anderen Welt. Wir Übernachten im Tal neben Feldern mit blühenden Mandelbäumen.



3.2.2009
Spektakulär schöne Landschaft, klare Luft und eine tolle, technische Piste! Was will man mehr? Es macht einfach nur Spaß, hinter jeder Talkurve entdecken wir Neues. Wir radeln heute über den Pass Tizi-N-Tazazert (2300 m). Der etwa 18 km lange Anstieg ist von Süden her technisch sehr anspruchsvoll zu fahren (plattiges Gestein, große Steine, steil), erfordert gute Konzentration und Kraft. Fantastische Landschaft ist die Mühen wert. Auf dem Pass verbleiben wir einige Zeit, steigen noch auf einen nahen Gipfel (da liegt sogar etwas Schnee) und genießen die Aussicht. Allerdings mahnt das Wetter zur Weiterfahrt, es ziehen wieder Wolken auf und als die Sonne hinter diesen verschwindet, wird es auch spürbar kühl. Abfahrt im trüben Wetter auf der Nordseite. Dort dann viel Lehmpiste, gut zu fahren. Bei der Abfahrt halten wir nicht mehr viel an, der Pass ist mittlerweile in den Wolken verschwunden, wahrscheinlich schneit es dort wieder mal. Vorbei am Dorf Tagdilt mit Moschee, etwa 10 Kilometer später erreichen wir die kleine Teerstraße nach Boumalne Dades. Wir haben es verpaßt, an einem der Dörfer Wasser mitzunehmen, so radeln wir bis Boumalne. Ankunft dort im Dunkeln. Übernachtung im Hotel. Ein super Radeltag!

 

4.2.2009
Das Wetter sieht nicht gut aus. Wir überlegen, wie wir weiter fahren wollen. Von Boumalne nach Norden sieht es regnerisch aus, da haben wir keine Lust drauf, zumal die Dades-Schlucht großteils Piste ist. Also auf der N10 in Richtung Skoura, eventuell noch mit einem Abstecher auf anderen Pisten. Es herrscht Gegenwind, aber noch erträglich. Von Boumalne aus nach Westen fahren wir erst mal durch etwa 30 km bebautes Gebiet. Der Wind nimmt tagsüber wieder zu. In Skoura überlegen wir noch mal hin und her, ob wir nicht doch noch die Piste nach Demnate nehmen sollten. Aufgrund der Schneesituation im Hohen Atlas beschließen wir dann aber, diese Piste mal bei einer separaten Tour zu fahren. Übernachten in einer lustig aussehenden Erosionslandschaft ca. 10 km hinter Skoura.


5.2.2009
Nach Ouarzazate (hat uns gar nicht begeistert, viel zu groß, nur schnell durch…) und wieder auf der N9 Richtung Ticka-Pass. Sehr starker Gegenwind, wir kommen extrem langsam voran. Der starke und böige Wind ist auch nervig, weil wir dadurch mehr Platz auf der Straße brauchen. Begegnen sich genau auf unserer Höhe zwei Fahrzeuge, so geht’s immer sehr eng zu. Wir biegen nach Ait-Benhaddou ab. Der Wind bläst immer noch, aber wir freuen uns sehr, wieder auf einer kleinen Nebenstraße für uns Neues entdecken zu können. Die rote Farbe der Lehmerde begeistert uns, ebenso wie die Formen der durch die Gebirgsfaltung entstandenen Gesteinsstrukturen. Wir übernachten kurz hinter Ait-Benhaddou am Fluß Asif Mellah zwischen den Tamariskenbüschen. Nachts leichter Nieselregen.



6.2.2009
Auf die Piste nach Telouet haben wir uns schon lange gefreut, denn eigentlich hatte ich geplant, auf dem "Hinweg nach Süden" hier entlang zu radeln. Damals hatten wir das wegen dem trüben Wetter nicht gemacht. Das trübe Wetter haben wir allerdings jetzt auch... Die Piste ist durchaus anspruchsvoll, da oft kurze, steile Anstiege zu bewältigen sind, gleichzeitig aber auch viele lose Steine auf der Piste liegen. Zwischendurch gibt es auch gute Abschnitte mit viel Lehmpiste, die Oberflächen sind aber vor allem nach dem Regen der letzten Tage von Eseln und Schafen/Ziegen zertreten. Eine Furt bewältigen wir schiebend durch das kalte Wasser. An einer steilen Serpentinenpassage mit besonders großen Steinen und losem Geröll kapitulieren wir abschnittsweise – wir schieben. So eine Piste kann man mit Gepäck nicht mehr bergauf fahren. Landschaftlich ist die Strecke sehr schön, wir folgen hier einem tiefen Tal nach Norden. Immer wieder gibt es tolle Aussichten in das tiefe Tal, da die Piste in der Regel am Hang entlang führt. Es reiht sich ein Dorf an das nächste, wir empfinden die Bewohner aber nicht als aufdringlich, wie wir es von anderen Strecken leider schon kennengelernt haben. Ab dem "Knick" der Piste nach Westen beim Dorf Anemiter wieder Asphalt (zunächst aber mit sehr vielen Löchern versehen). Kurz vor Telouet erwischt uns dann wieder der Weststurm: Schneeflocken und Eisgraupeln treiben waagrecht über die Piste und uns von vorne ins Gesicht. In Telouet flüchten wir daher erst einmal in ein Restaurant und trinken einen Tee. Natürlich ist es laut dem Wirt unmöglich weiter zu fahren und überhaupt sollen wir doch lieber bleiben… Keine Chance - wir beschließen noch weiter zu fahren, das Schneetreiben hat auch schon etwas aufgehört. Wir radeln weiter, dunkle Wetterstimmung, blasse Sonne hinter Schneewolken. Lange finden wir keinen geeigneten Zeltplatz und so Übernachten wir schließlich etwa 12 km hinter Telouet in einem verfallenen Gemäuer (ohne Dach). Die Mauer ist aber immerhin ein guter Windschutz.



7.2.2009
Am Morgen müssen wir das Zelt erst einmal vom Neuschnee (ca. 8 cm) befreien. Im frischen Neuschnee auf der kleinen Straße geht es bergauf in Richtung N9 und zum Tizi-N-Tichka. Die Sonne scheint zunächst, es macht Spaß auf dem durch den Wind fest gepressten Schnee zu radeln. Ein Auto kommt uns entgegen und wir sind froh um die Reifenspur. In der Spur ist der Schnee fest gepresst und wir können zügig radeln (sofern es uns gelingt, in der schmalen Spur zu bleiben). Auf den letzten 2 km bevor wir die N9 erreichen fängt es wieder heftig an zu schneien, und der Westwind (von vorne) setzt uns wieder ordentlich zu. Auf der N9 haben wir dann relativ viel Ruhe vor dem Wind, weil die Bergflanke diesen weitgehend abschirmt. Je weiter wir uns dann aber der Passhöhe nähern, desto stärker jagt uns der Sturm dann von der Passhöhe entgegen. Oben herrscht heftigster Schneesturm, teilweise ist die Sicht nur 20 Meter. Die Abfahrt erfordert wegen dem Eis auf der Straße und den Böen unsere volle Konzentration. Wir sind doch sehr froh darüber, dass der Pass für Fahrzeuge gesperrt ist, denn außer uns und den wenigen, liegengebliebenen Fahrzeugen ist kein Verkehr auf der Straße. Dadurch können wir die gesamte Straßenbreite für unsere Abfahrt nutzen. Die Schneepflüge arbeiten zwar, aber die haben hier keine Hartgummileiste unten am Pflug – so können sie gar nicht den Schnee abschieben, sondern nur etwa 5 cm über der Oberfläche dahin kratzen. Was bleibt ist je nach Außentemperatur zerfahrenes Schneemehl oder Schneematsch. Beides ist ideal für grobstollige Mountainbikereifen (die haben hier ja alle nur Sommerreifen…). Kurz vor Taddert geht das Schneetreiben dann in Schneeregen über, noch weiter unten regnet es dann in Strömen. In Taddert ist die Schranke unten, es herrscht pures Autochaos in der engen Straße. Alles ist völlig verstopft. Schnee liegt bis runter auf etwa 1400 m Höhe! In einer Regenpause halten wir kurz am Straßenrand um zu essen, ansonsten fahren wir weiter und weiter. Eine Alternativstrecke zur N9, die wir noch radeln wollten, als wir ein optimistisches Hoffen auf besseres Wetter hatten, lassen wir sein – auf Pistenfahrten bei Regen haben wir keine Lust. Es regnet, wie ich es schon lange nicht mehr auf einer Radtour erlebte (zuletzt in Norwegen, glaube ich…). Das Wasser steht teilweise auf der Straße, der Wind treibt uns die Tropfen ins Gesicht, und irgendwann ist alles naß. Größtenteils sind wir noch warm – nur vom Fahrtwind bergab sind die Hände etwas steif. Im strömenden Regen erreichen wir schließlich Ait Ourir, wo wir ein Appartement nehmen. Innerhalb kürzester Zeit ist das ganze Appartement in ein feuchtes Chaos verwandelt, erst nachdem wir um einen Wischmop bitten, können wir die aus der Kleidung tropfenden Seen etwas eindämmen.



8.2.2009
Welch eine Überraschung: Die Sonne scheint, der Himmel ist wolkenlos. Ein bisschen traurig sind wir, und ich ärgere mich, dass wir nicht doch die geplante Alternativstrecke gefahren sind… Wir nutzen den uns noch verbleibenden Tag zu einem Abstecher nach Tnine-de-l'Ourika, dann auf der P2017 dem Qued Ourika folgend bis zur Abzweigung der P2030 in Richtung Setti Fatma. Es ist doch ein ganz anderer Eindruck der Landschaft in diesem Tal, als entlang der Strecke über den Tizi-N-Tichka. Viel mehr Wald, steilere Berghänge und andere Dorfstrukturen. Wir sehen aber auch die Auswirkungen des kräftigen Regens der letzten Tage: Die Straße ist häufig halbseitig verschüttet, riesige Felsbrocken sind runtergekommen. Das Regenwasser steht auch noch in riesigen Pfützen am Straßenrand. Dieser Eindruck stimmt mich wieder etwas versöhnlich mit unserer Entscheidung, auf die "Alternativpiste" verzichtet zu haben. Übernachtung ungestört auf einer Wiese am Qued Ourika mit Blick auf den verschneiten Hohen Atlas. Es ist ein schöner Ort um unsere erste Marokko-Tour ausklingen zu lassen.



9.2.2009
Gemütliches einpacken und dann bergab nach Marrakesch, das sonnenbeschienene Schneegebirge im Rücken. Mittags sind in der Stadt und in einem billigen und angenehmen Hotel in der Altstadt. Bei sonnigem Wetter wandern (irren) wir durch die Altstadt, die Souks und die Restaurants. Die restlichen einheimischen Geldscheine werden verfressen! Im Hotel treffen wir noch einen weiteren deutschen Radfahrer, der für 5 Monate in Marokko den Winter mit Radtouren verbringt (nicht Mitglied im Marokko-Radforum).



10.2.2009
Rückflug mit RyanAir – geht alles problemlos, nur der Typ, der unsere Fahrräder annimmt, besteht darauf, dass die Luft aus den Reifen muss (was auf dem Hinflug nicht der Fall war). Unsere Erklärung, dass das nicht notwendig sei, und ein formales "mal zischen lassen" akzeptiert er dann, aber dennoch bekommen wir in Frankfurt/Hahn die Räder mit platten Reifen zurück…

Highlights:
Foum Zguid – M' Hamid: schönes Wüstenerlebnis, inklusive Sandsturm.
N'kob – Boumalne Dades (über den Jebel Sarhro): spektakuläres Gebirge, auf der Südseite bis zum Pass tolle technische Piste.
Ait Benhaddou – Telouet: lohnende Alternative zur N9, aber anspruchsvoll zu radeln. Tolle Landschaft, Piste folgt einem engen Tal.

Nicht so toll fanden wir:
Draa Tal: etwas enttäuschend, hat sich unserer Meinung nach nicht gelohnt. Vielleicht lag es aber auch am Sandsturm, der insgesamt eine trübe Stimmung verbreitete.

Fazit:
Tolles Land, hat sehr viel Spaß gemacht.
Wir werden sicher wiederkommen, das nächste Mal mehr Pisten oder mehr Zeit in die Route unterbringen.

 
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