Wetterprognose

Reisebericht 2011 PDF Drucken E-Mail
Samstag, 5. März 2011

Zuerst sah es aus, als gäbe es in diesem Jahr keine Marokkoradtour im Winter. Wir hatten eine Reise mit dem Camper nach Tunesien in den Hamburger Schulferien gelant. Irgendeine glückliche Fügung führte aber nicht zu dieser Buchung... Die politische Lage mit all ihren Umbrüchen im Winter 2011 in Nordafrika hätte die Reise wohl nicht möglich gemacht.

Irgendwann im Dezember hatte ich dann die Idee, die übliche Radtour mit einer Familienreise im Mietwagen zu kombinieren. Da zur Ferienzeit ein Flug ab Hamburg für uns 5 alleine über 2000 Euro verschlungen hätte, mussten Alternativen gefunden werden. Ein Flug mit Ryanair ab Weeze war die Lösung, wenngleich das logistische Problem gewisse Herausforderungen stellte. Ich musste dann ja alleine per Bahn zurück, Meike mit den Kindern und Unmengen Gepäck reisen usw. Aber zum Glück ist der Flug nach Agadir ein Direktflug. 

Man kann auch in einem Bunker parken am Flughafengelände - aber wir wollten in unserem Camping- Bus vor Abflug übernachten und buchten daher die Freiflächen zum Parken, da sind auch mal eben knapp 50 Euro fällig für eine Woche.

Noch ein Novum: mein Rad reiste erstmals in einem Karton verpackt. Ich hatte die Hoffnung, diesen irgendwo zwischenlagern zu können oder alternativ den Verpackungskünstler am Flughafen Agadir bemühen zu können.

Aufgrund erheblichen beruflichen Stresses und privater Herausforderungen hatte ich eine Woche vor Abflug eigentlich noch keinen Gedanken an meine Reiseroute verschwendet, geschweige denn gepackt ... Mal wieder alles anders in diesem Jahr?

Radforumskonform beschränkt sich der Bericht auf die zweite Woche, nachdem in der ersten wir mit den Kindern und dem Dacia-Leihwagen 1200 km wunderschöner Strecken erleben durften.

Route:

Höhenprofil:

19.3.11
Wir haben die letzte gemeinsame Nacht im Hotel Joubir verbracht. Um 8.00 h fahre ich unseren Miet-Dacia zum Flughafen, dort kommt man uns bereits mit meinem Fahrradkarton entgegen... Ich verabschiede mich kurz vom Rest der Sippe und lenken das Rad zurück nach Inezgane. Am Busbahnhof ergattere ich ein Sammeltaxi nach Tiznit (25 für Rad und 25 für mich) und komme dort um 10.15 h. Es ist höllisch windig und warm, zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass die Michelinkarte nicht in meinem Gepäck gelandet ist! Zum Glück kann ixh in einem Zeitungsladen eine 2010er kaufen (100 DH). Im Hotel, wo wir übernachtet haben, frage ich noch nach Linas Kuscheltier - Fehlanzeige. 
Ich fahre nach Westen aus der Stadt, suche die Parallelstrecke zur N8 nach Goulimine, aber der Wind ist so abartig heiss und stark, dass ich wieder umdrehe und ein Taxi versuche zu finden. Gar nicht so leicht, es ist ein völlig anderer Stand und das erste gerade voll....
Eingepfercht bei 30° fahren wir eine die etwa 100 km.
Hier weht der Wind unvermindert aus exakt Ost, 4 Stärken mindestens - genau meine Richtung. Für die 27 km nach Fask brauche ich über 3 Stunden, trinke wie verrückt und bin kurz vorm Aufgeben. Zu allem Überfluß muß ich auch noch 2 mal wegen eines verrutschten Felgenbandes flicken.
In Fask bunkere ich Wasser und etwas zu Essen. Hier hhabe ich noch etliche Optionen, zelte erst einmal etwas außerhalb des Ortes und entscheide dann nach Windlage morgen. Raus in die Wüste bei dem Wetter macht wenig Sinn. Hinter dem Ort fahre ich auf einer neuen Teerstraße nach Tarjicht + Tata. Tolle Wüstenberge, finde schnell einen netten Biwakplatz oberhalb eines Oueds - Mücken inklusive...
Es ist Vollmond - ein Traum!

60 km, 15 - 30 °

 

  

20.3.11

Nachts reißt der Wind das Zelt fast weg, immernoch kommt er aus Osten. Ich breche früh auf, im Stockdunklen bahne ich mir den Weg gegen den Sturm. Es hat nicht unter 20 ° abgekühlt, durch den Wind wirkt es dennoch kühl. Quasi ohne größere Pause kurbele ich mit einem 13er Schnitt bis Tagjicht. Die Landschaft ist schön, Wüstenberge, zudem Oasen und auch dazwischen einiges an Grün durch den Regen der letzten Tage. Der Verkehr ist gleich Null, keine Beschilderung und sämtliche Ouedquerungen sind zerstört.
Nach kurzer Rast geht es wieder raus in die Hölle. Noch 6 km, dann knickt die Strecke nach Norden ab, gen Tnine Adai. Auch hier erwartunsgemäß Asphalt. Deutlich vor 12.00 h erreiche ich den Ort Adai, nach 67 km bin ich eigentlich fertig für heute. In den kommenden drei Stunden lasse ich es mir gut gehen, kaufe Orangen, lese im Cafe, telefoniere (Nils wird heute 9!).
Nachdem die größte Mittagshitze vorbei ist, breche ich auf. Unterwegs treffe ich zwei Werber für Unterkünfte in Amtoudi. Ich entschließe mich, dort einmal vorbei zu sehen... Nach dem Abzweiges der Piste nach Ait Ouafka, die ich nehmen will, sind es noch 4 km. Der erste Hotel-/Campingkomplex ist völlig daneben, staubig und schattenlos. Ich versuche die Quelle und Badebecken zu finden und fahre noch einen guten km in die Schlucht hinein, es ist wunderschön hier, über allem thront der Agadir. Weiter drinnen liegt noch eine nette Auberge, leider ist das Restaurant überteuert.
Ich entschließe mich, weiter zu fahren, ein wilder Campingplatz ist doch der beste. Die Piste ist recht steinig und holprig, zudem schwinden meine Kräfte. Nach 3 km beginnt sie in die Berge zu steigen, ich nehme den letzten ebenen Platz für die Nacht. Das erste Mal in all den Jahren nähern sich bei meiner Dusche Mensche, Mist! Schnell Abspülen und in die Klamotten - da sind auch schon 3 Kinder da, sie sind sehr scheu, bleiben auf Distanz. Nachdeich das Zelt aufgebaut habe, kommt der Nomadenvater mit einer riesigen Herde Ziegen. Wir unterhalten uns, er will meine Ausrüstung sehen und ist begeistert. Zudem lobt er meinen Zeltplatz...

93 km, 6h51, Ü auf 900, 18 - 25 °C, 730 HM

21.3.2011
Was für eine Nacht! Noch abends bekomme ich Durchfall, der mich 6 mal aus dem Zelt springen lässt. Entsprechend gerädert bin ich am Morgen. Geschwächt fahre ich 25 km Piste, die landschaftlich sehr ansprechend ist. Es geht immer wieder durch das zunächst noch sehr breite Oued, erodierte Berge rundherum. Gut 500 HM müssen erklommen werden, immer wieder zwingt mich mein körperlicher Zustand zum Schieben, mit einem Schnitt unter 7 km/h erreiche ich das Hochplateau, wo die Route exakt auf den Gipfelspitzen sich entlang zieht.
Meine Kräfte schwinden, natürlich zieht sich die Strecke genau nach Norddost, also gegen den hier oben kalten Wind - zum Glück erreiche ich plötzlich eine Teerstraße. Somit ist diese die wohl kürzeste und einfachste Querung von Tafraoute nach Süden in die Wüstenregionen.
In Khemis Ait Ouafka sitze ich erschöpft in einem Cafe, kläre den öffentlichen Transport nach Tafraoute. Taxis, angeblich für 15 DH,  fahren leider nur ab Jemaa Ida Oussemlal, 12 km westlich von hier. Aber bei dem Wind... Ich benötige genau 30 min dorthin - leider gibr es keine Taxis. Nur eines, nach zähen Verhandlungen fährt es das Rad und mich für 130 DH nach Tafraoute. Ich möchte unbedingt eine Unterkunft mit Toilette nutzen, bis es mir besser geht. 45 min und eine landschaftlich reizvolle Fahrt später lade ich im Zentrum der Stadt ab und beziehe das Hotel Tanger, 50 DH, im Vergleich zu meiner sonstigen Unterkunft gegenüber, dem Reddouane, sauberer und ansprechender.
Nachdem ich bisher so gut wie nichts gegessen habe, kaufe ich ein paar Bananen, dusche und gehe E-Mails gucken.
Den späten Nachmittag verbringe ich mit Mohammed und seinem Bruder von der Maison Nomade Tuareg.
Wir kommen über das Radfahren ins Gespräch und sie bitten mich, ein paar Ersatzteile für ihre Mietfahrräder zu organisieren. Ich zeige ihnen die gängigen Webseiten und nehme ihre  Bestellung auf, Details der Abwicklung klären wir morgen.
Zum Abendbrot esse ich Couscous poulet für 25 DH, sehr lecker, aber vielleicht ein Fehler.... Anschließend setzt nach 12 stündiger Ruhe wieder heftigster Dünnpfiff ein, nachts um halb drei, nach unzähligen Klobesuchen, entschließe ich mich, Loperamid zu nehmen.

52 km, 4h37, Ü auf 1000, 14 - 25 °C, 877 HM

22.3.2011
Was gibt es von einem Gammeltag schon zu berichten...
Den ganzen Tag über ist es ein wenig bewölkt, ich bin viel im Internetcafe, trinke Cola, esse Bananen, abends eine Tüte Chips und eine Harira. Dünnpfiff besteht leider weiter, also noch mal Imodium.



23.3.2011
Es geht immer noch nicht, der Morgen beginnt mit Durchfall. Neben mir wohnt ein Franzose, der sehr gut Englisch spricht, sein Rad steht seit Montag neben meinem. Er ist 10 Jahre in NY Rikscha gefahren und vorher 7 Jahre um die Welt... Wir unterhalten uns sehr nett, er ist Marokkofan.
Gemeinsam verbringen wir den Tag. Mittags lasse ich mir Reis kochen, trinke nur Cola. Yves ist ein netter Kerl, er kennt im Ort einen Deutschen, der Räder vermietet. Diesen Richard besuche ich natürlich einmal und wir tauschen unsere Gedanken aus.
Später erfahre im Internetcafe, dass Jan aus dem marokko-per-rad.de Forum auch in Tafraoute weilt und über Mohamed bekomme
Ich Hotel und Zimmernummer heraus, so dass ich ihn besuchen kann. Auch wir schnacken kurz und verabreden uns dann zum Abendbrot mit Yves.
Ich esse wiederum nur Reis, wir unterhalten uns noch bis 22.00 h.

   

24.3.2011
Heute soll es also weitergehen. Ich habe so gut, wie in dem blöden Bett möglich, geschlafen. Für 20 DH gibt es ein erstklassiges Frühstück
Im Hotel mit Schokocroissant, frischem Orangensaft, Minztee, Brot, Butter, Honig und Marmelade.
Um 8.00 h brechen ich auf, es ist sonnig und kühl. Yves will in zwei Tagen Tata erreichen und Jan nach einem Tagestrip durch die Mansour-Schlucht ihm dann folgen.
Für die 20 km und 700 HM auf den Paß Tizi-n-Mili fahre ich lockere 2 Stunden, Wind und Verkehr sind gering.
Auch die nächstengut 20 km mit den Gegenanstiegen sacke ich noch ein, dann folgt die erste größere Pause. Landschaftlich ist es sehr schön, durch den Regen vor einer guten Woche ist alles extrem Grün.
Gegen Mittag mache ich im Cafe des Moulin eine lange weitere Pause nach etwa 60 km, danach gibt es bis kurz vor Ait Baha keine weitere Versorgungsmöglichkeit, so dass ich mich zur Hotelübernachtung entschließe, bin doch recht kaputt von dem langen Tag nach meiner Krankheit.
Kurz vor Ait Baha wurde eine neue Teerstraße fertig gestellt, die nach Westen sich in den Berg schraubt und mit Tassila Toubkhir beschildert ist. Im letzten Ort vor Ait Baha ist eine Art Stausee angelegt, zudem befindet an einer Häuserwand ein offizieller Wasserhahn.
In Ait Baha selber ist die Straße komplett weggerissen, alles wird neu gestaltet. Ich gehe ins Internetcafe, leider hat die Bank schon zu, denn meine DH reichen nicht mehr für zwei Hotelübernachtungen... Ich bezahle daher zu etwas ungünstigerem Kurs in Euro.

98 km, 6h05, Ü auf 570 14 - 25 °C, 1245 HM

   

25.3.2011
Der letzte volle Tag in Marokko ist schnell erzählt. Mit günstigem Wind geht diese Reise hinaus aus den Bergen, über Imi-m-Gorn in die Ebene. Es ist warm heute und die Kilometer fliegen dahin. In Biougra suche ich mehrere Banken auf, um ein paar Euro umzutauschen, mal werden keine kleinen Scheine akzeptier, mal spinnt der PC, mal stehen mehrere Leute vor mir und die Abfertigungsgeschwindigkeit ist arabisch…
In Ait Melloul steuere ich zunächst das Hotel Joubir an, aber in der letzten Woche hatten wir bei einem abendlichen Spaziergang das Hôtel Riad Souss entdeckt. Preislich ist dieses mit 100 DH auch um einiges günstiger, als das Joubir, freundlicher im Empfang ohnehin.
Ich wechsele vorsichtshalber noch den Schlauch meines chronisch Luft verlierenden Hinterrades, abgestellt wird das Rad in einem großen Lagerraum links neben dem Eingang.

Den Rest des Tages verbringe ich mit Bummeln, Einkaufen, Telefonieren im wie immer quirligen und authentischen Ait Melloul.


53 km

26.3.2011
Am Morgen herrscht dichter Nebel. Nach den 10 km zum Flughafen bin ich komplett mit Feuchtigkeit benetzt! Erfreulicherweise klappt mein gestriges Arrangement, dass mir der nette Herr vom Autovermietservice meinen eingelagerten Fahrradkarton vorbeibringt…
Check-In und Flug sind unspektakulär, der weitere Weg nach Hause zäh und ermüdend. Zunächst fahre ich etwa 11 km zum Bahnhof des Städtchens Kevelaer, um dort ewig auf einen Bummelzug zu warten, der mich nach einstündiger Fahrt zum Bahnhof nach Düsseldorf bringt. Dort muss ich nochmals lange warten, um den EC nach Hamburg zu besteigen. Erst gegen 23.00 h erreiche ich die Hansestadt. Zum Glück gibt es einen Shuttleservice ab dort .
 

 

 
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