Frank W. Zillich Korrektur von Thomas Fläschner und Heribert Flohrmann
Reisebericht zur Radtour „La traversée du Moyen Atlas et Erg Chebbi“ Vom 17. Febr. bis 10. März 2009
Diese meine siebte Radtour durch Marokko sollte durch „unbekanntes“ Gelände gehen. Von der Befahrung des Moyen- / Mittleren Atlas liest man wenig, meist ist mit dem Erreichen des sagenumwobenen Imilchil schon der östlichste Punkt erreicht. Im Wesentlichen bestand die Schwierigkeit darin, eine Radfahrgruppe von 10 Personen über den Moyen Atlas zu bringen, weil für die ca. 250 Km lange Etappe keinerlei Informationen über Unterkünfte zu finden waren. So wurden also Interessierte gesucht und gefunden, die sich auf dieses dreiwöchige Abenteuer einlassen wollten.
1. Der erste Reisetag wurde damit vertan, dass zum eigentlichen Ausgangspunkt Marrakesch keine Charterflüge mehr angeboten wurden, sodass wir zuerst Agadir am Nachmittag anflogen, und am nächsten Tag in einem Taxikonvoi 300 Km lang die Hauptstrasse gen Marrakesch (453Hm) besichtigten. Als Radfahrer haben wir hier nichts verpasst.
2. Dann ging es aber richtig los: Eintauchen in die Souks von Marrakeschs.
3. Der erste Radtag hatte es gleich in sich. Die 105 Km bis Demnate (930Hm) waren im zweiten Teil ab Sidi Rahal gut hügelig, und gaben uns schon mal einen guten Vorgeschmack, was noch kommen sollte. Übernachtung im „Hotel Atlas“, direkt am Busbahnhof. Das Abendessen wurde in der sehr einfachen Garküche bei Amazigh eingenommen. Der Nachtisch bestand aus je 1/2l Fruchtjoghurt; Avocado-Mandel ist sehr beliebt.
4. An diesem Abend wollten wir die „Cascades d´Ouzoud“ besichtigen. Aus Demnate ging es in nordwestlicher Richtung zuerst einmal ordentlich bergab, um dann abends wieder auf der Ausgangshöhe zu enden. Schöne Landschaft, dezente Menschen, 22°C, 40 Km. Mein Knie machte mir zu schaffen, Tigerbalsam und Voltaren wechselten sich in der Medikamentation ab. Zu Beginn des Ortes „Cascades d´Ouzoud“ bot sich die neue Ferienanlage „Kasbah Ouzoud“ an. Kleine Bungalows, geschmackvoll und traditionell eingerichtet, SAID und FATIHA gaben ihr Bestes. Besuch der Wasserfälle. Gute Stimmung unter den Teilnehmern.
5. Wir werden von sonnigem Wetter geweckt. An diesem Tag wichen wir von unserem Plan, über Azilal nach Bin-el-Ouidane zu fahren, ab. Wir bekamen den Tip, dass die in die Michelinkarte eingetragene Strasse über Ait-Attab asphaltiert sei. Aus dem Ort heraus ging es gleich richtig bergauf, die Landschaft belohnte die Mühe, wir hatten einen sehr schönen Blick auf die „Gorges de l´Oued-el-Abid“, man könnte auch spektakulär sagen. Wieder rollten wir Schuss bergab – oder: es wurde sinnlos Höhe vernichtet. Über eine robuste Stahlbrücke kamen wir auf die andere Schluchtseite und erreichten pünktlich zum Mittagspfefferminztee Ait-Attab. Ich besorgte noch reichlich Fruchtjoghurt für die Teilnehmer; Avocado-Mandel war hier leider knapp. Hier lässt es sich gut rasten. Eigentlich ist alles vorhanden - außer einer Unterkunft. Zur gelben Strasse nach Bin-el-Ouidane ging es wieder bergauf. Diesmal mit einer steilen Rampe mit ca. 15% Steigung. Einige Teilnehmer gewannen Bergpunkte, die anderen schoben. Oben traf man sich in einem schattigen Olivenhain.
Nach 57 Tages-Km fanden wir am Ortsanfang rechterhand das neue „Maison d´Hôtes“. Ms Hamou und Madame Fezna bereiteten uns ein schönes Lager und leckeres Couscous. Abendessen im Berberzelt. Eine sehr schöne Strecke, kaum PKW-Verkehr, landschaftlich äußerst reizvoll.
6. Zum Frühstück konnten wir uns gekochte Eier wünschen. Freundlicherweise hatte der Koch sie auch schon alle für uns gepellt . . . Im Ort Bin-el-Ouidane fand am Sonntag ein Souk /Markt statt. Zwanzig Gemüsehändler boten an: Möhren, Zwiebeln, Paprika, Tomaten, Kartoffeln. Wellig radelten wir am sonnenbeschienenen Stausee vorbei. In den bewaldeten Berghängen stellten Jäger Wildschweinen nach. In Ouaouizarht führte die Route nordwärts über den Tizi („wounded knee“). Thomas überfuhr einen toten Schafsbock, was ihm ein blutiges Knie einbrachte. Allerdings kein ungarisches Zackelschaf. Am Pass warteten alle am Obelisken. Bergab über Timoulit (Teepause) nach Beni Mellal (530Hm - 55 Km).
Am Ortsanfang (sehr großer Ort) nahmen wir rechterhand das Hotel „Dar Es Salam“ (Tor des Friedens). Die Rezeption sollte sich diesen Namen besser zu Herzen nehmen. TIP: Etwa 2 km südlich von Beni Mellal in Ain-Asserdoun befindet sich ein gepflegter Stadtpark. Für mich eine ausgesprochen schöne Anlage. Aus einer eingefassten Quelle sprudelt ein mächtiges Gewässer durch den Park. Im Sommer bei 40°C muss es hier sehr erfrischend sein. An diesem Sonntagabend fanden sich dort reichlich Erholungssuchende ein.
7. Heute hatte Toni Geburtstag. Es gab ein Teelicht, Kekse und draußen nur Kännchen. Nordöstlich über die ruhigen Landstraßen 1674 und 1906 nach El Ksiba (52 Km). Reichlich Landwirtschaft: Getreide stand im Grün; viele kleine Olivenölmühlen gingen ihrem Tagwerk nach: Ein Maultier lief im Kreis und bewegte den mächtigen Mahlstein über die Olivenmasse. Per Hand wurde der vorgemahlene Ölkuchen in Bastsäcke gebracht, mehrere übereinander gestapelt und manuell über eine Schneckenpresse weiter gepresst. Wie vieles in Marokko: ein sehr mühsames Handwerk. Nach El Ksiba mussten wir noch auf 1.100 Hm hoch und dann das „einfache“ „Hotel Henri IV“ nehmen. Ein anderes gab es nicht. So schlicht das Hotel, umso besser das Abendessen. Die Köchin AMINA zauberte das leckerste Menü der ganzen Reise. Ein Straßenschild wies den Weg ins Zentrum des Moyen Atlas: IMILCHIL.
8. Wir fragten uns durch und hatten dann unser Abendziel in Sicht. Vor Ait Isehak (850Hm – 46 Km) gibt es ein 2-Sterne „Hotel Transatlas“, oder auch „Akchach“ genannt. Genau an der Hauptstrasse, nicht zu verfehlen. Zuerst führte die Straße wie gewohnt wieder 300 Hm bergab mit herrlichster Aussicht. In Zaouia-ech-Cheikh bereiteten sich die Straßenrestaurants auf den Mittagsansturm vor. Zum ersten Mal wohnte ich bei, wie eine ganze Batterie von Tajinen vorbereitet wird. Leider waren sie bis zu unserer Weiterfahrt noch nicht fertig. Wir begnügten uns deshalb mit Avocado-Panaché und frischen Crepes. Hier am Nordhang des Atlasgebirges gibt es ausreichend Grundlage für eine ertragreiche Landwirtschaft. Die großen Felder sind gut bestellt. An Wasser scheint es nicht zu mangeln. Die Menschen sind gewohnt freundlich und nicht aufdringlich. 9. Auf der Strecke Ait Isehak nach Zeida (105 Km; weiter nach Midelt) fand sich keine Übernachtungsmöglichkeit für unsere Gruppe. Wir mieteten deshalb einen Kleinbus, verstauten unser Gepäck – überwiegend Ortlieb-Taschen – und die Teilnehmer konnten ohne Ballast den Tizi Tanout-ou-Filali (2.070Hm) in Angriff nehmen. Hannelore und ich fuhren bei SALAH im ziemlich klapperigen Benz 307 mit und versorgten die übrigen Teilnehmer bei den kleinen Zwischenstopps. Kurz vor dem Pass hatte Manfred einen Plattfuss. Den einzigen der ganzen Reise. Aber sein Rad würde noch eine weitere Überraschung für ihn parat haben.
Um 12:00 Uhr hatten wir alle nach 40 km den unspektakulären Pass erreicht. Seine einzige Zierde ist ein kleiner Obelisk inmitten schmelzender Schneefelder. Bei ca. 15°C fuhren wir auf einer Hochebene weiter, die ganz leicht abfällt. Keine Wolke am Himmel, leichter Gegenwind. Storchennester, einzelne Milchkühe und sprudelnde Gebirgsbäche begleiteten unseren Weg. In Arhbalou-n-Serdane legten wir eine kraft spendende Tajinen - Pause ein. Der Ort verfügt über ein reiches Angebot an Restaurants und Kiosken. Die Asphaltdecke ist ordentlich, der Blick auf den Moyen Atlas mit den schneebedeckten Gipfeln gigantisch. Warten an der Kreuzung nach Boumia. SALAH betet. In Zeida (1.500Hm) gab es reichlich Versorgung und einige sehr einfache Hotels, die wir aber nicht nahmen. Wir fuhren stattdessen ca. 1 Km weiter südlich zur Tank- und Bus-Relais-Station. Hier residiert das „Hotel La Pomme“. Wir waren die einzigen Gäste in der ganzen Anlage. Wir erfuhren, dass die Gegend ein großes Apfelanbaugebiet ist. Zufrieden über einen abwechslungsreichen Reisetag freuten wir uns auf den Service der Garküche von SAID; ernteten aber leider eine Enttäuschung.
10. Zum Kaffee satt gab es zum Frühstück auch noch einen Heizwärmer. Den hätten wir auch unterwegs gut gebrauchen können. Uns erwarteten 11°C und ein kalter Rückenwind. TIP: Ca. 8 Km südlich von Zeida liegt linkerhand eine sehr schöne „Auberge Kasbah Timnay“, die bei Erika Därr beschrieben ist. Flotte kalte Fahrt über das „Plateau de l´Arid“ (lt. Michelin Karte) . Der Moyen Atlas grüsste mit schneebedeckten Gipfeln. Wir gönnten uns nach nur 32 Km ein 4-Sterne-Haus, das „Hotel Kasbah Asmaa“. (2 Km südlich von Midelt (1.500Hm) ). Es ist seinen Preis wert. Traditionelle Salons, ein Kaminfeuer lud zum Verweilen ein, ein Gnaua–Spieler sorgte für Live-Musik. Uli, Toni und ich statteten dem Hammam im Ort einen Besuch ab. Das Knie spürte ich nicht mehr, hatte dafür jetzt aber eine Erkältung.
11. Um 8:15h startete die Gruppe weiter in Richtung Süden. Es war kalt, 4-8°C, leichter Gegenwind herrschte, es galt den Tizi N´Talghaumt (1.907Hm) zu bezwingen. Kurze, windumtoste Pause mit allen Teilnehmern auf der Passhöhe. Mütze, Schal, Handschuhe. Wir hatten alles Warme an, trotzdem kühlten wir rasch aus. Ein ungastliches, einsames Cafe wartete vergeblich auf Gäste. Ein Cafe weiter offerierte uns AISHA ihre Gastfreundschaft und ihren Kaminofen. Mollige Wärme kroch in unsere kalten Glieder. Das musste reichen bis Rich (1.350Hm, 75 Km). Ein großer Ort mit mehreren (einfachen) Hotels. Wir entschieden uns für das „Hotel Tislit“ mit Manager HISHAM. Nebenan lockte eine gut sortierte Konditorei. Unsere Fahrräder kamen in den Keller zu den Backzutaten. Bei 11°C im Zimmer kam an diesem Abend niemand mehr ins Schwitzen. 12. 9:00h Ausfahrt aus der Stadt. Am Torbogen weist ein Schild den Weg gen Westen nach Imilchil. Den nahmen wir. Kalt und sonnig, mittags dann 15°C. Nach 22 Km Gabelung nach Amellago Richtung Südwesten.
Toni und ich wurden von Ali zum Tee eingeladen. Er war mit seinem Rad einige Km gefahren und hatte einen Bündel Grünzeug für seine Tiere gesammelt. Er zeigte uns seine Tiere: 1 Kuh, 1 Kalb, 15 Schafe und Ziegen, einige Hühner, alle befinden sich in einem Lehm ummauerten Pferch. Flotte Fahrt mit Toni über das Plateau nach Amellago (1.450Hm), wir erreichten 3 Km außerhalb des Ortes, Richtung Westen nach Ait-Hani, die „Gite d’Etappe Moha“ der Brüder Moha und Ali Ousri. Insgesamt waren es heute 67 Km. Eine schön eingerichtete Herberge und wir wurden sehr gut versorgt. Wir saßen auf der sonnendurchfluteten Terrasse und genossen Nüsse, Tee und Kaffee. Urlaub pur. Auf dem Dach gingen die Bienenvölker ihrer Arbeit nach. Der Ort liegt im Tal des Gheris /Rheris.. Als Nachmittagsausflug fuhren wir ein Stück Richtung Imiter, wo sich eine Schlucht öffnet und sorgsam bestellte kleine Felder zu sehen sind, die den Felsen abgerungen sind und auf denen zartes Grün wächst. Sehr freundliche Menschen, die gerne grüßen, auch aus der Ferne von ihren Feldern herab. Das Abendessen war sehr üppig und sehr gut. Wie immer, wenn wir sie bekommen konnten: HARIRA, die marokkanische Suppe schlechthin. Dazu wurde Salat und dann die obligatorische Tajine gereicht, anschließend Kaffee und heiße Milch. Um 21:15h herrschte plötzlich große Aufregung. Uta war vom Dach gefallen als sie im Stockdunkel noch ihre Wäsche vom Dach holen wollte. Gott sei Dank, bzw. Allah sei Dank hatte sie sich nicht schwer verletzt. Eventuell nur ein kleines Schleudertrauma.
13. Auf diesen heutigen Streckenabschnitt hatte ich mich ganz besonders gefreut, musste ihn nun aber aus der PKW-Perspektive wahrnehmen, da ich Uta im PKW nach Goulmima begleitete. Das Befahren dieser Schlucht lohnt sich ohnegleichen. Es war sonnig, 15-20°C, die Teilnehmer mussten durch bis zu 50 cm tiefe Furten fahren oder waten. Nach 58 Km erreichten sie den Ort Goulmima (1.100Hm), das Tor zur Wüste, bzw. Hamada. Nach zwei Radelwochen ohne Pause machten wir es uns im „Maison d´Hôtes Les Palmiers“ bei Madame ODILE nun für zwei Tage gemütlich. Ich war hier schon zweimal gewesen und hatte vorreserviert. Ihre Gartenanlage, gespickt mit traditionellen Handwerksstücken, gehörte nun unserer Gruppe zum Verweilen. Heribert durfte nicht am Esel packen.
14. Ruhetag in der Palmerie. Um 5:30h fuhren wir mit einem Jeep zu den Sanddünen, ca. 5 Km südlich. Auf der mühevoll erkletterten Sanddüne erlebten wir einen stimmungsvollen Sonnenaufgang. Unser Fahrer fuhr uns noch durch die Gärten und zeigte und erläuterte uns die Bewässerungsanlagen, hier die Khettars. Sie sind ausführlich in dem Reisehandbuch von Erika Därr beschrieben (Reise Know-How Verlag). Müde und hungrig kehrten wir zurück. Madame ODILE, HISHAM und ALLOUI hatten ein wunderbares Frühstück zubereitet: auf unseren Wunsch Harira, frisch gepresster Orangensaft und Omelette. Dazu wie immer: Cafe Nousnous und Thé à la menthe und frisches Fladenbrot, die Chobs. Um 10:00h mussten wir uns von den Teilnehmern verabschieden, die nur zwei Wochen an dieser Reise teilnehmen konnten. Taxi No. 39 brachte sie 600 Km weit nach Agadir. Guten Flug! Wir Zurückgebliebenen unternahmen mit dem Guide Yussef eine Führung durch den restaurierten Ksar (befestigtes Lehmdorf) von Goulmima. Enge dunkle Gassen, kunstvoll verlegte Elektroleitungen, prähistorische hölzerne Türschlösser, trocknende Datteln auf den Dächern begleiteten unseren Weg. Ein umfangreiches Diner im Salon beendete den Tag. Es tat auch gut, mal einen Tag ohne zu packen und ohne Radklamotten zu verbringen. Die rochen inzwischen wieder alle frisch dank intensiver Hand- bzw. Maschinenwäsche.
15. Nach einem üppigen Omelette Berbère mussten wir uns von dieser Oase der Gastlichkeit und von Madame ODILE und ihren Mitarbeitern verabschieden. Der Polizist ALAOUI verabschiedete mich am Ortsausgang. Ihn hatte ich vor vier Jahren kennen gelernt und er hatte meine Gruppe und mich damals spontan zu sich und seiner Familie zum Couscous - Abendessen eingeladen. Unsere dritte und letzte Reisewoche führte uns auf die flache Hochebene der Hamada (Steinwüste), dem nördlichen Teil der Sahara. Das Tafilalt lag vor uns, das größte zusammenhängende Palmengebiet von Marokko. Wir nahmen die Teerstrasse. Ein Teil ist fortgespült und wir mussten in das tief eingeschnittene, trocken gefallene Flussbett (Oued) hinab- und hinaufsteigen. Bei Fezna kletterten wir auf die kleinen Sanddünen am Straßenrand. Wir suchten inmitten der menschenleeren Steinwüste die Skulpturen des Münchner Künstlers Hanns-Jörg Voth: Die Himmelstreppe und die Goldene Spirale. Die 3-stündige Führung zu Fuß wollten wir nicht auf uns nehmen. Außerdem wünschte der Künstler von Oktober bis März keinen Besuch, Eine interessante Fahrt. Beidseitig der Strasse eine weite Landschaft. Sand und Steine so weit das Auge reichte. Im Rücken die von der Sonne beschienenen Berge in ein rosafarbenes Licht getaucht.
Am Ortsanfang von Erfoud (940Hm), nach 83 Km, nehmen wir das erstbeste Hotel: „Hotel Kasbah TIZIMI“. Hat angeblich vier Sterne. Ist ganz nett hergerichtet. Einige Teilnehmer wollten da nicht hinein, wir mussten sie zur Übernachtung hier reichlich überzeugen. Das Abendessen war ganz ordentlich, das Frühstück recht mager.
16. In Rissani rasteten wir am Vormittag am Cafe Central, um uns für die nächsten Tage vorzubereiten. Mittlerweile ist es 22°C warm. Felix Heide aus Ostdeutschland, für zwei Monate in Marokko unterwegs, setzte sich zu uns. Einige Händler fingen an zu nerven. Und schließlich landeten wir doch wieder bei den gleichen Händlern wie bei der letzten Fahrt. Dann schnell raus aus der Stadt, mit gutem Rückenwind. Vorher noch „ beim letzten Konditor vor der Sandwüste“ ein preiswerter Großeinkauf von Gebäck und Kuchen. Um 14:00h sind die von weitem zu sehenden Sanddünen von Merzouga erreicht. Wir verließen die Hauptstrasse und nahmen die 2 Km lange Anliegerpiste zur „Kasbah Mohayut“. (57 Km) Eine sehr schöne Herberge, mit viel Geschmack eingerichtet, sehr professionell. Am Pool ließen wir es uns gut gehen.
17. Mit einigen Teilnehmern unternahmen wir einen kleinen Tagesausflug auf der neuen Teerstrasse nach Taouz. Per Windschatten fahrend hatten wir in 70 Minuten die 30 Km geschafft. Ein besseres Wüstenfeeling gibt es kaum. Die Teerstrasse endet mitten auf dem Dorfplatz des kleinen Ortes. Im Cafe stärkten wir uns an Omelette und kalter Cola. Zurück in der „Kasbah Mohayut“ mussten wir uns auf das Dromedar Bivouac vorbereiten. Jeder Teilnehmer bekam ein eigenes Tier zum reiten und ab ging es durch die Dünen, die direkt hinter dem Hotel begannen. Der Spaß wurde nach anderthalb Stunden im Bivouac beendet. Zur Begrüßung wurde Tee gereicht und wir bezogen die Berberzelte. Dromedar-Parkplatz, Skarabäus-Spuren im Sand, Sonnenuntergang auf den Dünen, heiße Tajine im Berberzelt, unverhüllter Sternenhimmel, der zum greifen nahe schien.: Ein Erlebnis der besonderen Art.
18. Zum Sonnenaufgang wurde Tee gereicht, dann brachten uns unsere Dromedare durch die Sanddünen zurück zu unserer Herberge. Nach dem Frühstück brachte Taxi Abdul, mit seinem Taxi No. 271, uns und unsere Räder – festgezurrt auf dem Dachgepäckträger – via Rissani und Alnif nach Nekob (1.050Hm). Mein dritter Besuch hier. HOUSSEINE, der Manager von „Kasbah Ennakhile Saghro“ erwartete uns schon. Auf diese geschmackvoll eingerichtete Herberge hatte ich mich auch besonders gefreut. Seine beflissenen Mitarbeiter – Mohamed und Ali, wie sonst - brachten unser Gepäck auf die Zimmer. Tee und leckeres Gebäck wurde auf der schattigen Terrasse gereicht. Mit einem phantastischen Blick auf das Gebirge und die Palmerie. Ich hatte Mechoui für uns als Abendessen bestellt, gebackenes Schaf im Lehmofen. Wer wollte, konnte zuschauen, wie es geschlachtet (geschächtet) wurde. Housseine ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich durch seinen Ort und die Palmerie zu führen. Er erläuterte uns die Eigentumsverhältnisse der Gärten und der Bewässerung. Nekob ist bekannt für seine 150 Kasbahs. Kein Ort in Marokko soll mehr haben. Zeichen des historischen Reichtums durch Handel. Zum Mechoui – Schaf satt – wurden große Teigfladen auf heißen Steinen zu Brot gebacken. Leider hat es nicht alles so gut schmeckt, weil das Schaf noch nicht „durch“ war. Nach dem Abendessen bot uns das Küchenpersonal eine Musikdarbietung dar und Housseine hatte seine Freude mit kleinen Taschenspielertricks.
19. Wunderbares Frühstück auf der Sonnenterasse. Leider hieß es wieder Abschied nehmen. Gemütliche Abfahrt hinunter ins Drâatal. Es wurde wärmer, mittlerweile 28°C. Vor Agdz (924Hm) nahmen wir in Tamnougalt das Etablissement „Chez Yakob“ als Herberge (nach 68 Km). Mittlerweile ist die Zufahrt geteert. Wieder mit einer herrlichen Aussicht über die Palmengärten. Einige Teilnehmer wollten auf der Dachterrasse schlafen. Das durften sie dann auch. Vor dem Hotel wurde mit traditionellen Instrumenten heftig getrommelt. Gutes Abendessen und Musikdarbietung. Mustafa, ein früherer Mitarbeiter des Hotels, hatte sich dort als Künstler niedergelassen. Schöne Arbeiten. Sofort zeigte er uns Fotos von unserem letzten Besuch. Große Freude allerseits beim Wiedersehen.
20. Die heutige Tagesetappe lag mir besonders am Herzen: Agdz nach Tazenakht. Auf meiner ersten Tour durch Marokko hatte ich sie in der entgegen gesetzten Richtung gefahren. Aber es wurde nicht so einfach, wie ich es mir gedacht hatte. Zum Sonnenaufgang durften wir ein reichliches Frühstück zu uns nehmen. Früh waren wir schon in Agdz, um wie gewohnt für uns gemeinsam einzukaufen: 1,5l Wasserflaschen, Müsliriegel, Orangen und Bananen, und natürlich Fruchtjoghurt. Soweit es ging, versuchten wir die frischen Brotfladen /Chobs direkt in der Bäckerei zu kaufen. Am Abzweig nach Tazenakht sammelten wir uns noch einmal. Heute wurde es ein sehr hügeliger Tag, sodass jeder sein eigenes Tempo bis zum nächsten Abzweig nach 70 Km fahren konnte. Es ging gleich bergauf. Gegenwind blies uns entgegen und es wurde kälter. Ich hatte mich mit Heribert verabredet, dass wir heute zusammen fahren. Manfred hatte Darmprobleme und seine Hinterradfelge hatte einen hässlichen Riss. Es war nur noch eine Frage der (kurzen) Zeit, wann sie ihren Dienst quittierte. An Bou Azzer vorbei, einer großen Bergarbeitersiedlung – leider konnte ich nicht erfahren, was abgebaut wird – erreichten wir die Hauptstrasse Foum-Zguid – Tazenakht. Die vorgefahrenen Teilnehmer hatten sich mittlerweile in dem neu eröffneten Cafe gemütlich eingerichtet. Der Service war mäßig, die Preise saftig und der Wirt versuchte, die wenigen Gäste zu übervorteilen. Es hießt, noch einen Pass zu überqueren. Der Tizi-n-Taguergoust mit 1.640 Hm war nach 3-wöchiger Marokko Rundreise für uns alle kein wahres Hindernis mehr. Auch Hannelore hat sich hier tapfer geschlagen. Nur Manfred musste kapitulieren und nahm den Bus. Nach insgesamt 95 Km trafen wir uns am verabredeten „Hotel Zanega“ in Tazenakht (1.400Hm). Ein empfehlenswertes Stadthotel, gutes Essen, der Wirt Mohamed ist hilfreich und fair. Die schwarz-gelben (mit Safran gefärbten) Wollteppiche sind eine Besonderheit dieser Gegend. Nachts regnete es Bindfäden.
21. Heute gab es einen Taxi-Transfer von Tazenakht nach Taroudant. Die Teilnehmer waren es mittlerweile gewöhnt, ihre Räder sicher auf dem Dachgepäckträger fest zu zurren. Kurz vor Taroudant mussten unsere Taxis durch eine Furt. Reichlich Einwohner fanden sich für dieses Schauspiel ein. „Fährmänner“ gingen knietief den Weg voraus, um den Taxifahrern zu zeigen, wo es lang ging. Zum Glück hielten die Türdichtungen. Mittags erreichten wir unser „Hotel Tiout“ (gutes Hotel, Essen ist eine Katastrophe). Die Teilnehmer hatten fast einen ganzen Tag Zeit, die Souks von „Klein Marrakesch“ zu durchwandern. Mit Uli aß ich in einer gut frequentierten Fischbratbude einen großen Teller mit vier Sorten Backfisch. Unser gemeinsames Abendessen nahmen wir in einem Snacklokal ein.
22. Zum Frühstück trafen wir uns um 7:00h in der Bar um die Ecke: es gab das uns bekannte und beliebte Sortiment: frischen O-Saft, Omelette und Cafe NousNous. Der Himmel war gut bewölkt und so trauten einige Teilnehmer dem Wetter nicht. Sie nahmen das Taxi. Wir anderen machten uns auf die letzte Etappe zum Flughafen von Agadir – Ait Melloul. Die Wolken verzogen sich, es wurde wärmer und mit Rückenwind und Windschatten waren wir im Nu an der verabredeten Tankstelle am Flughafen (64 Km). Wir holten unsere dort deponierten Radverpackungen ab und genossen den Service des Restaurants. Um 17:25h hob das Flugzeug pünktlich nach Düsseldorf ab.
Resümee: Eine erlebnisreiche und anstrengende Radtour. Bei 1.188 Km haben wir 10.520 Höhenmeter erklommen. Wir haben gefroren und geschwitzt. Wir hatten Glück, wir hatten keinen Regentag. Wir haben vier unterschiedliche klimatische Regionen durchfahren. Die Teilnehmer hatten sich diesen Anforderungen mit großem Enthusiasmus gestellt. Ich, Frank W. Zillich, werde mich immer an diese Radreise mit Freude erinnern.
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