Reisebericht 2000 |
Sonntag, 21. Januar 2007 | ||
Das Tagebuch von Jan Radreise nach Marokko vom 1.2. – 15.2.2000 Reiseroute
Zwei Wochen Zeit hatten wir in diesem Jahr, um erneut Marokko per Rad zu bereisen. Die Auswahl der Routen wird natürlich zunehmend komplizierter, denn viele bekannte bzw. größere von mir unbefahrene Strecken in Südmarokko sind nicht übrig geblieben. Zudem muß bei der erheblichen Ost-West-Ausdehnung des Landes bedacht werden, daß man irgendwie auch zurück zum Ausgangspunkt gelangen muß. Diese Rücktransporte mit Bus und/oder Taxi sind oftmals sehr zeitaufwendig und anstrengend, da Radfahrer häufig nicht willkommen sind, da umständlich. Letztendlich hatten Thomas (Heinzi) und ich uns aber auf zwei Routen geeinigt, die den Kern der Reise bilden sollten: Die Befahrung der Strecke Foum-Zguid/Mhamid, sowie die Querung des Djebel Saghro-Gebirges... Zum Einstieg ein echter Afrikatag – aber von vorne: Heinzis Freundin Claudia brachte uns zum Flughafen, wie angenehm, so ein Vorabend-Check-in. Alles entspannt, kein Streß! Der Flug mit Notfalleinsatz: ein Kollaps, dadurch verging die Zeit wie im „Flug“... Bei der Landung 23°C! Wir sprechen noch kurz mit einem dritten Radfahrer, der drei Wochen auf Asphalt verbringen will. Beim Verlassen des Terminals unterbleibt erstmals der Eintrag des Fahrrades in den Reisepaß, ein Ritual, das viele Jahre bestand gehabt hatte. Wir rollen los - plötzlich ein Pfiff und heftiges Winken eines Polizisten: wir hatten eine imaginäre Haltelinie überfahren – Aaaaafrika! Über Ait Melloul erreichen wir Inezgane, dort gibt es einen riesigen Busbahnhof, die beste Adresse in ganz Südmarokko . Erfreulicherweise startet auch ein Bus nach Tazanakht, bereits gegen Mittag. Wir kaufen Tickets und ein bißchen Verpflegung. Was folgt, ist das übliche Buserlebnis in Marokko: alle paar Meter klatscht einer in die Hände oder pfeift und – gerade eben hatten wir doch schon gehalten – wieder steigt jemand ein oder aus. So schaffen wir 114 km in immerhin drei Stunden Eine Windschutzscheibe aus Glas existiert nicht mehr, der Bus rüttelt über den rauhen Asphalt, wir fürchten um die Räder auf dem Dach. In Taliouine fährt der Bus leider nicht weiter. Erst eine gute Stunde später kommt der Anschlußbus, es ist bereits dunkel. Dieser ist natürlich ausgebucht! Dank eines freundlichen Fotografen aus Agadir, mit dem wir in einem Cafe gewartet haben, gelingt es uns, mitgenommen zu werden. Jetzt brausen wir mit über 90 Sachen durch die Nacht. Schnell erreichen wir Tazenakht, kaufen ein, packen um und rollen hinaus in die eiskalte Nacht. Problemlos finden wir einen schönen, geschützten Übernachtungsplatz etwas außerhalb. Was kann man in zwölf Stunden alles erleben?! 20 km, 2-28°C Eine schweinekalte Nacht, bis unter dem Gefrierpunkt. Irgendwie ging es nach Foum Zguid immer bergab. Die Jahreszeit bringt ein herrliches Fotolicht mit, wir fliegen auf den Djebel Bani Gebirgszug zu.. Obwohl erst um 9.00 Uhr gestartet haben wir die knapp 90 km nach Foum Zguid schon mittags erreicht. Endzeitstimmung dort, vielleicht 10 Autos haben wir an diesem Tag getroffen. In einem Cafe klönen wir lange mit einem Mitarbeiter eines Amtes, der uns hilfreiche Informationen bzgl. der Strecke und Versorgungsmöglichkeiten mitteilen kann. Wir rödeln unsere Räder auf, füllen insgesamt 28 Liter Wasser auf, 2 kg Apfelsinen, 10 Brote. Schwer bepackt begeben wir uns auf die Piste. Zunächst passieren wir einen Polizeiposten, das übliche woher/wohin Gefrage, er ist freundlich, gibt uns die Adresse eine Cousins in Mhamid. Nach 13 Pistenkilometern findet sich ein legendärer Übernachtungsplatz: rot schimmernde Hammada, Kegelberge, Akazien. Wir duschen, essen und freuen uns wie die Kinder! 100 km, (-)2–21 °C Ein anstrengender Pistentag, Die Strecke bot alle Facetten von bretthart bis sandig bis übelste Rubbelpiste. Nach 35 Kilometern passierten wir zunächst einen Polizeiposten, dann folgten 19 Kilometer bis zur Zaouia Abd el Nebi. Bis hier begleiteten uns herrliche Tafelberge, der Lak Iriki, Sanddünen am Horizont. Bei der Zaouia machen wir einen Schulbesuch und führen ein Gespräch mit dem Lehrer, während Dutzende kleiner Kinder uns begafften. In einem kleinen Cafe in einem Nomadenzelt flossen ein paar Cokes durch unsere Kehlen... Der Tag war irre heiß, bis zu 26°C im (nicht vorhandenen) Schatten. Der zweite Abschnitt war von der Piste her brutal. Das Finden eines Übernachtungsplatzes gestaltete sich aufgrund vieler Nomadenzelte ein wenig schwierig. Kein einziges Auto haben wir an diesem Tag zu sehen bekommen! 80 km, 9-26°C Irgendwie ist die Luft feuchter geworden, das Zelt zwar weiterhin knochentrocken, aber trotz morgendlicher 12°C wirkt es kühl. Vielleicht liegt es auch am heftigen Ostwind. Die Piste ist weiterhin brutal ein irres Geholpere. Wir schaffen in zwei Stunden nur 15 Kilometer... Völlig zerknüllt erreichen wir die heilige Quelle. Heinzi hat auch noch einen Plattfuß, den ich ihm flicke. Immerhin sind die Kinder hier ausgesprochen freundlich und ein lustiger Nomade in kurzer Hose (!) hat ein bißchen Wasser anzubieten, da das Wasser der Quelle als Trinkwasser nur bedingt geeignet ist. Anschließend folgt eine weite Hammada, mit vereinzelt stehenden Akazien, unter einer zelebrieren wir eine lange Mittagspause und kochen. Heute sehen wir 5 Fahrzeuge. Heinzi wirkt ein bißchen aufgebraucht. Später gelangen wir auch noch in ein ausgedehntes Sanddünenfeld, das schwierig zu befahren ist. Nach 50 Kilometern finden wir nach längerem Schieben einen netten Platz im Sandmeer. Unvermittelt bekommen wir Besuch von 5 Männern, die auf dem Rückweg von Ihren Feldern zu sein scheinen. Sie kochen Tee für alle auf unserem Kocher mit Wasser der heiligen Quelle. 51 km, 12-25°C Wir beginnen den Tag mit 5 km Schieben. Zu allem Übel hat Heinzi wieder einen Platten: das Ventil ist ausgerissen. Mit letzter Kraft bei erneut heftigem Gegenwind erreichen wir Mhamid. Staub, alles sehr ärmlich, die Menschen stolz, verhüllt. Wir kaufen ein und haben Pech und zugleich Glück: es gibt Schläuche in 26“! Aber Heinzi hat schon wieder einen Platten. Irgendwie haben diese (Billig-) Schläuche einen eigenartigen Mechanismus. Eine Platte kontert das lose steckende Ventil. Das klappt natürlich nur, wenn man hohen Druck fährt. Da wir aber stets auf Pisten Luft ablassen, muß es sich erst bewähren. Im Ort verbringen wir viel Zeit, essen, sitzen im Cafe, schreiben Tagebuch. Was ich schon vermutete: Heinzi fühlt sich auf. Er weiß noch nicht genau, was er will, wir fahren zunächst weiter und schauen uns einen Campingplatz an, der sagt uns aber nicht wirklich zu. Wir beschließen ruhig gegen den stetigen Wind weiter zu fahren. Wir überqueren einen ersten Paß und erreichen Tagounite, organisieren Wasser, um autark zu bleiben. Wir haben uns auf erneutes wilden Campen geeinigt. Bis einer zweiten kleinen Paßhöhe auf 900 m schaffen wir es noch, treffen auf fünf marokkanische Radfahrer, die eine kleine Tour machen! Am Paß bietet sich eine schöne Übernachtungsmöglichkeit, leider schläft der Wind heute abend nicht wie sonst ein. 60 km, 1-20°C
Zusammenfassung der Strecke FZ - Mhamid von Wilfried dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Es ist doch nicht so ausgekühlt, wie erwartet. Von den abendlichen, furchteinflößenden Geräuschen ging offenbar keine Gefahr aus. Wir hatten noch lange wach gelegen. Auf der Abfahrt von der Paßhöhe hat Heinzi – na was wohl: einen Platten... Darauffolgend einen heftigen Wutausbruch, das nervt auch wirklich. Aber wir haben ja mittlerweile Routine. Wir fliegen die ersten 23 km am Stück mit hohem Tempo dahin, erreichen Zagora gegen Mittag. Der Camping Sindibad wird unser Zuhause. Außer uns stehen dort nur eine Handvoll Wohnmobilisten. Wir pflegen, waschen, regenerieren. Auch der fast aufgegebene Schlauch kann repariert werden. Abends sitzen wir vor Zelt in dieser wunderbaren Kulisse mit Palmen und den Geräuschen der umgebenden Oasengärten, kochen und planen, planen, planen. 55 km, 6-19°C Der „Ruhetag“ begann mit Ausschlafen, es war bitterkalt. Ich marschierte ein wenig auf dem Platz umher und sprach mit dem Borgwardfahrer in der Nachbarschaft, dessen Standheizung uns nachts wach gehalten hatte. Er ist von Marokko nicht begeistert, will nächstes Jahr mal nach Libyen. Ich habe eher den Eindruck, daß er mit dem Alleinsein nicht klar kommt. Nach dem Packen rollen wir gemächlich in den Ort, kaufen ein und sitzen im Cafe, um zu beobachten und genießen Afrika. Voll aufgetakelt rollen wir zum Einstieg der Piste nach Tazzarine. Diese ist grob steinig und in der nachmittäglichen Hitze kommen wir ob des schwierigen Fahrens gehörig ins Schwitzen. Wir verfahren uns erst einmal und können dank des GPS die Route wiederfinden. Das Gerödel ist unglaublich. Ein weiteres Loch in Heinzis Schlauch macht uns Sorgen. Wir pumpen zunächst und warten ab. Wir treffen zwei Franzosen in einem Landcruiser, die aus Rissani quer hinüber, parallel der Grenze gefahren sind. Dank ihrer Hilfe erreichen wir noch fast die Paßhöhe des Tizi-n-Tafilalet vor einbrechender Dunkelheit. Der Zeltplatz unmittelbar rechts der Piste ist wieder einmal denkwürdig: flammender Sonnenuntergang, Basaltkegel, traumhaft. 33 km, 0-22°C Der Tag beginnt mit einem Platten, diesesmal aber bei mir... Ich finde keine Ursache und tausche ihn daher nach vorne, dort ist ein Durchschlag unwahrscheinlicher. Außerdem ist die Aufhängung meiner rechten Hinterradtasche abgerissen, ein bekanntes Phänomen, dem ich durch Austausch der Niete gegen eine Schraube begegne. So kommen wir erst spät los und auch nicht weit: wir begegnen einigen Hirtenjungen, die Fossilien feilbieten. Wir erhandeln einige wunderbare Stücke, lustige Typen, wir lachen und haben viel Spaß. Später treffen wir ein Berliner Pärchen im Toyota und halten einen Pistenschnack. So beginnt das eigentliche Fortkommen erst gegen 11.00 Uhr. Es geht über eine Hochebene, der wir spontan den Namen Altiplano geben, so muß es dort wirklich aussehen. Die Piste hat zwischenzeitlich Straßencharakter, wir knicken nach kurzer Fahrt nach Norden ab und fahren durch eine wunderbare Wüstenlandschaft, flankiert von zwei Bergketten. Später schauen wir uns noch die Felszeichnungen in Ait Ouasik an, die allerdings eher unspektakulär wirken. Von steinewerfenden Kindern flankiert verlassen wir den Ort und verlassen irgendwann die Piste querfeldein, um zu zelten. Nicht ganz ungefährlich, ist es hier, wie sich herausstellt. Überall liegen spitze Akaziendornen herum, die sich sogar problemlos durch unsere Badelatschen bohren. Hoffentlich können wir Zelt und Reifen retten... 59 km, 8-24°C In der Nacht irritieren uns erneut Geräusche, nach einer halben Stunde merken wir, daß es nur der locker im schwachen Wind flatternde Zeltflügel ist. Der Morgen beginnt wie der gestrige: erst eine kaputte Tasche, dann ein Doppelplattfuß durch Dornen. Wir fahren die wenigen restlichen Kilometer auf der Piste nach Tazzarine. Dort eintreffend geraten wir in turbulente Straßenszenen. Es ist Markt und der ganze Ort samt Umland auf den Beinen. Wir sitzen lange im Cafe und starren und saugen Eindrücke auf. Später suchen wir die Oasengärten auf und finden den Camping Amasttou. Ein lieblicher Platz inmitten eines Palmenhaines, sehr sauber, gepflegt, fast schon ungewöhnlich für Marokko. Nach den üblichen Verrichtungen (Flick- und Putzstunde) machen wir einen Spaziergang in den Ort. In der brütenden Nachmittagssonne verlaufen wir und teilweise in den labyrinthartigen Gassen. Erneut sitzen wir im Cafe, streifen über den Markt und telefonieren. Nach einem Gespräch mit Meike, weiß ich, daß ich Vater werden werde. Was für ein Tag! Wir diskutieren später noch langwierig über den weiteren Verlauf der Route und das Radfahren an sich. 15 km, 8-25°C Heute kommen wir wieder einmal absichtlich ganz langsam in die Puschen. Schon wieder ist der Schlauch löchrig und zwei Flicken werden verbraucht. Nach einem guten Frühstück rasen wir über die Asphaltstraße nach Nekob, 35 km in eineinhalb Stunden. Hier beginnt das übliche Ritual des Verpflegungbunkerns: Brot, Wasser, Marmelade, Orangen, Spaghetti, Käse, Süßigkeiten verschwinden in unseren Packtaschen. In der Mittagshitze rollen wir auf der Piste nach Norden aus Nekob hinaus. Der letzte Teil der Reise, auf den wir uns besonders freuen, kann beginnen. Die Route windet sich durch völlig einsames, vegetationsloses Terrain. Auf einmal sind wir oberhalb eines tief eingeschnittenen Palmenoueds angelangt und bremsen auf dem Schotten hinunter. Dort unten ist das Paradies: blühende Mandelbäumchen, rauschende Bäche, grüne Wiesen, Häuser kleben wie Adlerhorste an den Bergen. Zudem sind die Menschen sehr zurückhaltend und freundlich. Wir pausieren und kühlen die Füße im Wasser ab. Am Ende des Tales findet sich ein relativ geschützter Platz zum Zelten. Wir haben Besuch, ein kleiner Hirtenjunge beobachtet die ganze Zeit unser Treiben und steht dabei zwischen „Küche“ und „Schlafzimmer“. Komischerweise kühlt es trotz des hoch gelegenen Platzes (1420 m) kaum ab. 61 km, 7-23°C Der vielleicht schönste Tag der Tour: wir brechen in der aufgehenden Sonne auf und lassen uns durchglühen. In einem kleinen Cafe am Wegesrand gibt es spärliche Einkaufsmöglichkeiten. Dann beginnt ein langer Aufstieg. Immer grandioser werden die Aussichten auf die Tafelberge der Umgebung. Rechts taucht eine herrliche Schlucht auf, der Reiseführer spricht vom Tassili-N-Adjer. Dann endlich erreichen wir die Paßhöhe, eine Mischung aus Hohem Atlas und dem Assekrem. Ober verharren wir einige Stunden, dösen auf den Isomatten. Da kommt doch tatsächlich eine organisierte Radfahrer-Gruppe den Paß hinauf mit drei Begleitfahrzeugen! Unglaublich, wer hätte das in dieser Einsamkeit erwartet, außer zwei Mercedes-Bussen haben wir den ganzen Tag über niemanden gesehen. Wir nutzen die Gelegenheit und schnorren vier Flaschen Mineralwasser, kommen ins Gespräch. Der einheimische Führer im Auto empfiehlt uns einen ca. 5 km entfernten See als Übernachtungsstätte. Auf der Abfahrt begegnen uns drei Frauen mit beladenen Eseln, ein schönes Bild. Plötzlich ist Heinzi weg, auch per Funkgerät kann ich keinen Kontakt zu ihm herstellen. Ich fahre zurück, wieder bergauf, bis er sich meldet. Er hat einen irreparablen Plattfuß! Kichernd überholen uns die drei Marokkanerinnen. Deutlich ernster setzen wir unseren letzten heilen Schlauch ein. Vorausfahrend hatte ich schon einen grandiosen Platz zum Zelten erspäht. Ein kleines Bächlein, ein Fleckchen Wiese. Es kühlt schnell ab und ist wegen der Panne auch schon fast dunkel. Bereits um 19.00 Uhr kriechen wir wegen der Grabeskälte ins Zelt. 26 km, 4-15°C Aber ganz so kalt wurde die Nacht dann doch nicht, nur –0,5 Grad... Morgens zogen schon vor Sonnenaufgang mehrere Leute palavernd an unserem Zelt vorbei. Wir warten mit dem Abbau, bis die Sonne das Zelt erreicht hat, wegen der hohen umgebenden Berge eine lange Zeit... Wehmütig nehmen wir Abschied von diesem paradiesischen Fleckchen und rollen auf der recht guten Piste hinab. Die Kinder in den Orten sind wieder einmal frech, werfen mit Steinen, wir erwidern das Feuer. In der Ferne taucht bei glasklarer Sicht schon Boulmalne auf. Ich messe mit dem GPS: 18 km Luftlinie, die Stadt ist deutlich zu erkennen! Dort setzen wir uns ein Afrikadenkmal: Zunächst wollten die Taxifahrer 180 DH für ein Taxi, später 30 pro Person und 30 pro Rad. Wir sind nur bereit 90 DH für alles zu zahlen und scheiden erbost. Versuchen unter Sicht des Taxistandes einen Busplatz zu ergattern. Irgendwann sitzen wir, äußerlich gelangweilt aber innerlich vor Wut über den Phantasiepreis kochend, in einem Cafe. Da kommt einer der Taxifahrer und winkt uns herbei. Unser Preis wird akzeptiert... Und der war wahrscheinlich immer noch zu hoch.
Die Fahrt entlang der Straße der Kasbahs ist wunderschön, blühende Mandelbäume ein traumhaftes Licht. Ouarzazate begrüßt uns staubig, am Taxenstand essen wir Tajine im Restaurant. Die Busse nach Agadir fahren um 8, 10 uns 23.00 Uhr. Wir kalkulieren kurz, heute noch ein Taxi nach Tazenakht zu nehmen, verwerfen den Plan aber wieder, wir haben doch Urlaub... Also fahren wir nach einem kurzen Einkaufsstop (in Ouarzazate gibt es neben Agadir die bestbestückten Läden des Südens) zum öffentlichen Campingplatz, wo wir in einer nach Urin stinkenden Ecke des Platzes einen letzten Platz ergattern. Welch ein Lärm, eine Hektik nach 10 Tagen völliger Abgeschiedenheit und Ruhe! 50 km, 0-20°C Ja, ja, Ankunft in Agadir gegen 14.00 bis 14.30 Uhr und die Räder 10 DH. So lautete die Auskunft am Abend zuvor am Busschalter. Ersteinmal startete die Reise mit 30 Minuten Verspätung, und nach zwei Stunden hatten wir natürlich erst 80 km zurückgelegt. Alleine vom Busbahnhof bis zum Stadtrand hielt der Bus ca. 60mal. Die Kiste lief maximal 72 km/h und dröhnte wie ein startender Jet. Aber die Ausblicke und die Erlebnisse in den Orten entschädigten für vieles... Die beiden dunkelhäutigen Soldaten in der Reihe hinter uns luden uns in Aouluz zu einem Brochette-Essen ein. Nach 9 Stunden (!) erreichten wir über Umwege den Bahnhof von Inezgane. Die Fahrt nach Agadir war unangenehm, stinkender Verkehr und eine klebrige, feuchte Luft. Wir waren völlig verschwitzt, die 10 Tage in der Trockenheit der Wüste dagegen ein Genuß. Der Campingplatz war erwartungsgemäß überfüllt, es fand sich aber ein Platz an der Mauer der wenig verkehrsreichen Straße. Völlig geschafft sinken wir nach dem Essen (in der Altstadt am Kino Sahara) in unsere Säcke. 20 km, 4-26°C Am Morgen ist alles klamm. Keinmal hatten wir bisher auf dieser Reise ein nasses Zelt gehabt, selbst bei Temperaturen um und unter dem Gefrierpunkt! Wir bereiten die Räder auf den Rückflug vor, waschen unsere muffigen Klamotten und kaufen ein paar Souvenirs. Am Abend erneut das rituelle Essen in den Billig-Restaurants für 35 DH. 18 km, 9-23°C 15.2.2000 Wieder ist alles naß, wir schaffen es trotz Mühen nicht, das Zelt zu trocknen. In ekelhaftem Gestank und Lärm tanken wir uns zum Flughafen durch. Immerhin über 30 Kilometer sind in diesem Moloch zu überstehen. Fazit: eine wunderbare Tour, Vergleiche zu meinen anderen Marokkotouren sind schwer möglich, jede war auf ihre Art schön und unvergeßlich. Neue Aspekte erbrachten brachten in diesem Jahr die vielen „wilden Nächte“, die herausragende Wetterlage mit staubtrockener, milder und klarer Luft. Das Highlight war sicher die Djebel-Saghro-Querung, aber auch die Wüstenstrecken zu Beginn waren extrem eindrucksvoll. Diesmal habe ich weniger denn je das Gefühl gehabt, länger reisen zu wollen. Das mag natürlich an den erfreulichen Nachrichten aus der Heimat gelegen haben. Aber solch ein Ausstieg auf Zeit ist auch eine wunderbare Sache!
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